Am 30. September ging das NEU e.V.-Expertengespräch in die dritte Runde. Dieses Mal stand ein sehr aktuelles Thema der Stadtentwicklung im Vordergrund. Unter dem Titel „Smart City Leipzig – Mehr als Digitalisierung“ wurde den knapp 20 Teilnehmenden ein vertiefter Einblick darin gegeben, was man in der Entwicklung unserer Städte als „smart“ bzw. intelligent verstehen kann. Aufgrund der stärker werdenden Durchdringung des städtischen Alltags durch digitale Technologien und der Anhäufung von Daten wird eine Integration von städtischen Diensten immer wichtiger. Dabei spielt die Einbeziehung der Zivilgesellschaft zur Beantwortung künftiger Fragestellungen eine tragende Rolle sowie ein gebündeltes und integratives Handeln aller städtischen Akteure.

In diesem Kontext konnte der NEU e.V. wieder drei sehr interessante Experten/in gewinnen. Zunächst gab seitens des Vereins eine kurze Zusammenfassung der Projektaktivitäten zum SmartCTClusters-Projekt. Mit dem Projekt unterstützt der Verein die Weiterentwicklung der regionalen Smart City-Strategien in den Themen Mobilität, Energie, Umwelt und IKT, gleichzeitig aber auch die europäische Vernetzung mit anderen Clusterorganisationen zu diesen Themen. Unternehmen der Region haben so zum Beispiel die Möglichkeit, über das Projekt an dem Smart City Expo World Congress in Barcelona (16.-18.11.2021) teilzunehmen.

Nach dieser kurzen Einführung stellte Herr Nils Koloska von NEU e.V.-Mitglied EWERK Group in seiner Analyse die theoretischen Grundlagen für eine Wertschöpfung urbaner Daten vor. Dabei kann man die Verwertung von Daten in verschiedene interne und externe Zielstellungen einordnen, die vom Angebot eines Datenanalyse-Produkts bis hin zur Reduzierung interner Kosten reichen können. Mittels einer digitalen Stadtarchitektur lassen sich daraus Dienste für die Bewohner und Unternehmen ableiten. Über das EWERK Bürgerportal werden unterschiedlichste Funktionen integriert und dem Nutzer ein barrierefreier Zugang zu städtischen Dienstleistungen ermöglicht. Als Beispiele dafür wurde ein Service für Allergiker sowie ein intelligentes Straßenbeleuchtungssystem vorgestellt.

Im anschließenden Vortrag ging es dann in die Forschung und in die Vernetzung von Wissenschaft und unternehmerischer Praxis. Hierzu stellte Frau Angelika Bordt vom Research Center des Smart Infrastructure Hubs (RCI) die Idee des regionalen Großforschungszentrum Area!L vor. Das RCI ist Teil des Smart Infrastructure Hubs, welches im Zuge der Digital Hub-Initiative des BMWi (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) in Leipzig ins Leben gerufen wurde und mit dem SpinLab und den LeipzigTrails wichtige Impulse auf die regionale Wirtschaftsentwicklung gibt. Unter dem RCI vereinen sich knapp 40 Professoren der Leipziger Hochschulen (Universität Leipzig, HTWK, HHL), um die lokalen Forschungsaktivitäten zu bündeln und gezielter zu steuern. Mit dem Projekt Area!L soll die wissenschaftliche Bündelung zu einer direkten, praktischen Umsetzung durch Unternehmen führen und für die Zivilgesellschaft erfahrbar gemacht werden.

Wie eine Einbeziehung der Bevölkerung in künftige Gestaltungsprozesse einer Stadt aussehen kann, stellte Herr Sebastian Graetz vom Referat Digitale Stadt im letzten Vortrag des Abends vor. Mit der in diesem Jahr erstmals durchgeführten Smart City Challenge hat die Stadt Leipzig einen neuen Innovationswettbewerb in Leben gerufen. Dieser soll Gründerinnen und Gründer, Start-Ups, Studierende und etablierte Unternehmen aufrufen, innovative digitale Lösungen für vorgegebene kommunale und zivilgesellschaftliche Fragestellungen zu finden. Für die erste Ausgabe standen die Themen „Virtueller interaktiver Stadtrundgang durch Leipzig für die ganze Familie“, „Urbane Umweltdaten sehen & verstehen“ sowie „Beteiligungsmodelle innovativ vernetzen“ zur Auswahl. Drei der eingereichten Idee werden von der Stadt für eine gemeinsame Weiterentwicklung gefördert. Die beste Idee wird schließlich in der Praxis erprobt. Die Bewerbungsphase für 2022 wird Mitte Januar starten. Dafür kann man bereits Themenvorschläge einreichen.

Damit verabschieden sich die Expertengespräche zunächst für das Jahr 2021. Wir bedanken uns vielmals bei allen Referierenden sowie Teilnehmenden und hoffen, Sie wieder im nächsten Jahr bei dieser Veranstaltungsreihe begrüßen zu können!